Interdisziplinarität

Fachkräfte

Interdisziplinarität 

In Interdisziplinären Frühförderstellen (IFFS) ist die Zusammenarbeit und Kooperation zwischen (heil-)pädagogischen, psychologischen und medizinisch-therapeutischen Berufsgruppen unerlässlich.

Kooperation in diesem Sinne bedeutet, dass die verschiedenen Disziplinen gleichberechtigt zusammenwirken, gemeinsam planen und handeln. Jede Fachdisziplin leistet ihren spezifischen Beitrag zur Entwicklungsförderung des Kindes und zur Elternberatung und lässt ihn in einem interdisziplinären Handlungskonzept in der Lebenswelt des Kindes wirksam werden.

Alle Fachkräfte einer Interdisziplinären Frühförderstelle benötigen neben ihrem berufsspezifischen Fachwissen bzw. ihrer berufsspezifischen Ausbildung erfahrungsfundierte Kenntnisse in den anatomisch-physiologischen und psycho-sozialen Grundlagen kindlicher Entwicklung, insbesondere auch über Besonderheiten von Entwicklungsverläufen. Ein besonderer Schwerpunkt sollte in der Kenntnis der Interaktion und Kommunikationsprozesse zwischen Eltern und Kind liegen in Bezug auf die (drohende) Behinderung, insbesondere bei vorliegenden Risikofaktoren seitens der Eltern, wie z. B. Überforderungs-, Erschöpfungssituationen, Sucht, psychischen Erkrankungen, welche die familiären Beziehungen maßgeblich beeinflussen.

Diese zusätzlichen Kenntnisse und Erfahrungen werden sowohl durch Weiterbildungen als auch durch eine langjährige Berufspraxis vermittelt. Laufende vertiefende Fortbildungen zu Inhalten und Methoden ihres speziellen Fachgebietes und der Interdisziplinären Frühförderung sowie eine ständige kritische Reflexion der eigenen Arbeit sind somit unabdingbar.

Eine Grundvoraussetzung für die Tätigkeit in einer IFFS sind persönliche Qualifikationsmerkmale, wie kommunikative Fähigkeiten, Beratungskompetenz, Teamfähigkeit sowie eine respektvolle Haltung gegenüber der Autonomie des Kindes und seiner Familie.

Alle Fachdisziplinen übernehmen entsprechend ihrer Qualifikation und Zuständigkeit Verantwortung im Rahmen des Gesamtprozesses der Interdisziplinären Frühförderung.

Die Fachdisziplinen

Ihr Titel

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Leitung

Die Leitung ist in Abstimmung mit dem Träger der Einrichtung verantwortlich für Organisation, fachliche Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arbeit der IFFS und ihre fachliche und strukturelle Einbindung in jeweilige regionale Netzwerke.

Sie wirkt mit bei der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen und organisiert die übergeordnete interdisziplinäre Kooperation in den Netzwerken von Frühförderung und Frühen Hilfen. Somit benötigt diese neben einer hohen fachlichen Qualifikation und individuellen Führungskompetenzen auch entsprechende zeitliche und materielle Ressourcen sowie Gestaltungs- und Entscheidungsbefugnisse.

Ärztliche Fachkräfte

Ärztliche Fachkräfte im System der Interdisziplinären Frühförderung sind überwiegend im Bereich der Erstberatung, Früherkennung und Diagnostik tätig. Gemeinsam mit den (heil-)pädagogischen, psychologischen und medizinisch-therapeutischen Fachkräften erstellen und verantworten sie unter Einbeziehung der Eltern / Sorgeberechtigten den Förder- und Behandlungsplan.

Sie ergänzen durch ihr spezifisches Fachwissen das Fachpersonal bei der Beurteilung der Gesamtentwicklung des Kindes. Sie nehmen Stellung zu möglichen Verläufen und Besonderheiten der kindlichen Entwicklung im Einzelfall, beurteilen die Notwendigkeit, Intensität, Form und Dauer insbesondere der medizinisch-therapeutischen Leistungen in Abstimmung mit den entsprechenden medizinisch-therapeutischen Fachkräften und nehmen an Beratungsgesprächen mit Eltern teil, wenn ihr spezielles Fachwissen dabei erforderlich ist.

Zum ärztlichen Aufgabenfeld gehören auch Netzwerkkontakte zu kooperierenden Einrichtungen, die Beteiligung an Team- und Fallbesprechungen sowie eine Einbindung in alle wesentlichen Prozesse innerhalb der IFFS.

Heilpädagogische Fachkräfte

Aufgabe der (heil-)pädagogischen Fachkräfte ist es, mit pädagogischen Mitteln, an den systemischen Zusammenhängen von Kind und Familie orientiert, aber auch durch ihre responsiven und psycho-sozialen Kompetenzen die Entwicklung des Kindes sowie die Entfaltung seiner Persönlichkeit anzuregen, seine Familie und andere Bezugspersonen bei der entwicklungsförderlichen Alltagsgestaltung zu unterstützen und deren Kompetenzen zu stärken. Dies lässt sich nur in der Zusammenarbeit mit der Familie verwirklichen.

Die (heil-)pädagogische Fachkraft führt das offene Beratungsangebot, das Erstgespräch und die heilpädagogische Diagnostik durch und unterstützt die Zusammenführung der Ergebnisse in der interdisziplinären Förder- und Behandlungsplanung. Sie gestaltet die heilpädagogische Frühförderung mit dem Kind und integriert die Eltern und weitere Bezugspersonen in die Förderprozesse. Sie begleitet bei Bedarf die Evaluation der Förder- und Behandlungsmaßnahmen. Die intensive Zusammenarbeit mit den Eltern / Bezugspersonen trägt zur Kompetenzstärkung und Unterstützung im Alltag bei.

 

Im Einzelnen umfassen diese Aufgaben:

  • Durchführung des offenen Beratungsangebotes / Erstgesprächs, ggf. zusammen mit anderen Berufsgruppen
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  • (heil-)pädagogische Entwicklungsdiagnostik und Beteiligung an der Erstellung des Förder- und Behandlungsplanes
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  • (heil-)pädagogische Förderung, orientiert an den Teilhabezielen und den jeweiligen Umfeldbedingungen
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  • Information und ressourcenstärkende Begleitung, Beratung der Eltern und weiteren Bezugspersonen,
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  • Anleitung und Hilfestellung für die Gestaltung des Alltags mit dem Kind im häuslichen und außerhäuslichen Umfeld
  •  

  • Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Institutionen bezogen auf das Kind / Familie im Sozialraum
  •  

  • kollegiale Beratung und interdisziplinärer Austausch
  •  

  • Teilnahme an Teamsitzungen, Weiterbildungen und Supervision
  •  

  • Durchführung von notwendigen Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben

Psychologische Fachkräfte

Aufgaben der psychologischen Fachkräfte sind neben der neuropsychologischen Diagnostik die Unterstützung der diagnostischen und konzeptionellen Zusammenführung der einzelnen Beiträge der verschiedenen Fachkräfte und die begleitende und abschließende Evaluation der Fördermaßnahmen.

Außerdem ist es die Aufgabe der psychologischen Fachkräfte, in speziellen Problemstellungen und Krisen beim Kind oder in der Familie alltagspraktische Beratung und Hilfestellungen zu leisten.

 

Im Einzelnen umfasst dies:

  • Teilnahme am oder Durchführung des offenen Beratungsangebotes / Erstgespräches
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  • testpsychologische Untersuchung mit standardisierten Verfahren
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  • interdisziplinärer Austausch, insbesondere im Prozess der Förder- und Behandlungsplanung
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  • entwicklungspsychologisch und bindungstheoretisch fundierte Interaktionsberatung mit Eltern und Kind im Rahmen der Frühförderung
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  • psychologische Begleitung der Familien, speziell auch im Bewältigungsprozess einer festgestellten Entwicklungsbeeinträchtigung
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  • begleitender Einsatz bei der Arbeit mit psychisch erkrankten Eltern
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  • bei Bedarf Angebot von Elementen fachlich anerkannter Psychotherapieverfahren in Einzel-, Gruppen- und Familiensetting
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  • psychologische Intervention in Krisensituationen

Medizinisch-therapeutische Fachkräfte

In Interdisziplinären Frühförderstellen arbeiten Physiotherapeut*innen, Logopäd*innen / Sprachtherapeut*innen, Ergotherapeut*innen fest angestellt oder sind über einen Kooperationsvertrag eingebunden.

Die Qualifikation im medizinisch-therapeutischen Bereich in der Interdisziplinären Frühförderung setzt neben den therapeutischen Berufsabschlüssen entsprechende praktische Erfahrung voraus. Es besteht die Möglichkeit, diese auch praxisbegleitend zu erwerben, z. B. Unterstützende Kommunikation (UK) als ein für alle Bereiche grundlegend wichtiges Konzept, spezifische Behandlungskonzepte nach Bobath, Vojta, Castillo Morales, Zollinger, Affolter, CMOP (Canadian Model of Occupational Performance), Sensorische Integration, neurofunktionelle Reorganisation nach Padovan  u.v.a.m.

Pysiotherapie

Spezifische physiotherapeutische Leistungen umfassen die Förderung der motorischen Entwicklung des Kindes und bieten Hilfe für Kind und Familie, die Bewegungsmöglichkeiten des Kindes im Alltag zu erleichtern, zu nutzen und zu entfalten.

Dabei ist es wesentlich, die motorische Eigenaktivität des Kindes als Zentrum seiner Handlungsfähigkeit und seiner Persönlichkeitsentwicklung zu erkennen, anzuregen und zu fördern sowie die Eltern spezifisch zu beraten.

 

Im Einzelnen umfasst dies u. a.:

  • physiotherapeutische Eingangs- und Begleitdiagnostik im Säuglings- und frühen Kindesalter
  •  

  • physiotherapeutische Arbeit mit dem Kind, Krankengymnastik ZNS-Kind
  •  

  • Förderung der Körperwahrnehmung, des Körperbewusstseins und des Bewegungsgefühls
  •  

  • Maßnahmen zur Bewegungserleichterung, Atmungserleichterung und Schmerzvorbeugung und -linderung
  •  

  • Mitwirkung bei der Versorgung mit Hilfsmitteln, ggf. in Zusammenarbeit mit orthopädietechnischen Fachkräften

Logopädie

Spezifisch sprachtherapeutische Aufgaben bestehen in der Unterstützung und Förderung von Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationskompetenzen des Kindes sowie seiner Ausdrucksmöglichkeiten.

Dabei ist es wesentlich, das Interesse des Kindes an Kommunikation zu wecken, es zur vielfältigen Kommunikation zu ermutigen und dafür Sorge zu tragen, dass ihm hierzu in seiner Lebenswelt Gelegenheiten bereitstehen.

Dies umfasst u.a.:

 

  • Untersuchung von und medizinisch-therapeutische Leistungen bei Kindern mit Störungen der Kommunikationsfähigkeit sowie mit Atem-, Saug-, Schluck-, Sprach- und Stimm- und Hörstörungen

 

  • Logopädische / sprachtherapeutische Eingangs- und Begleitdiagnostik im Säuglings- und frühem Kindesalter

 

  • Feststellung der Kommunikationsmöglichkeiten in der Lebenswelt des Kindes

 

  • Mitwirkung an der Erarbeitung des Förderkonzepts und Ausarbeitung der sprachtherapeutischen Anteile

 

  • die Wiederherstellung, Verbesserung oder Kompensation von krankheits-, schädigungs- oder entwicklungsbedingt eingeschränkten Kommunikationsvermögen

 

  • sprachtherapeutische Intervention mit dem Kind, insbesondere auch sprachvorbereitende und sprachunterstützende Maßnahmen

 

  • funktionelle Hilfen für Atmung, Essen / Trinken sowie Sprechatmung und Artikulation

 

  • Planung, Vermittlung lautsprachersetzender und -begleitender Kommunikationshilfen (Unterstützte Kommunikation)

 

  • Arbeit mit der Familie im Hinblick auf kommunikationsfördernde Lebensbedingungen (Kompetenztransfer)

Ergotherapie

Spezifisch ergotherapeutische Aufgaben bestehen darin, Voraussetzungen für sensomotorische, kognitive, emotionale und soziale Erfahrungen zu schaffen, die für die Entwicklung der Handlungskompetenz eines Kindes förderlich sind.

Auf dieser Basis werden die dem Kind in seiner Umwelt angebotenen Möglichkeiten zur Bewältigung des Alltags analysiert und unterstützt.

 

Im Einzelnen umfasst dies u. a.:

  • ergotherapeutische Eingangs- und Begleitdiagnostik im Säuglings- und frühen Kindesalter
  •  

  • ergotherapeutische Arbeit mit dem Kind unter besonderer Beachtung seiner Handlungs- und Wahrnehmungskompetenz sowie seiner Eigenaktivität in Spiel,
    Kooperation und Alltagstätigkeiten
  •  

  • Erarbeitung von Kompensationsmöglichkeiten bei funktionellen Beeinträchtigungen
  •  

  • Mitwirkung bei der Versorgung mit Hilfsmitteln, Anpassung von Spiel- und Arbeitsmaterial sowie Gegenständen des täglichen Gebrauchs an die Handlungsmöglichkeiten des Kindes
  •  

  • intensive Zusammenarbeit mit den Eltern und weiteren Bezugspersonen, deren Kompetenzstärkung sowie Unterstützung der Umsetzung im Alltag
  •  

Alle interdisziplinären Fachkräfte

in einer Interdisziplinären Frühförderstelle (IFFS) arbeiten inhaltlich auf Basis der interdisziplinären Förder- und Behandlungsplanung, je nach inhaltlichem Schwerpunkt mit ihrem spezifischen Hintergrund.

Sie beurteilen

Z

die kindliche Situation ICF-basiert,

Z

dokumentieren ihre Prozesse und Tätigkeiten,

Z

nehmen aktiv an Team- und Fallberatung, Fort- und Weiterbildung, Supervision teil und
arbeiten mit weiteren beteiligten Institutionen und Diensten bezogen auf das Kind / die Familie und das weitere Umfeld zusammen.